Die Lerninhalte dieses zweitägigen Seminars wurden durch Spiele vorgestellt, und in anschließenden Erörterungen in der Kleingruppenarbeit verdeutlicht
Es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler über entsprechendes Wissen verfügen, damit sie in der Bewältigung der Gewaltvermeidung, Zivilcourage und Vertrauensbildung handeln können. Oft scheitert es an der Umsetzung, weil die Gruppendynamik sowie der Gruppenzwang stärker sind. Schließlich fehle den Schülerinnen und Schülern der Mut, zur eigenen Meinung zu stehen, diese vor anderen deutlich auszudrücken und entsprechend zu handeln. Sie wollen immer „cool” sein und in entsprechenden Situationen keine Schwächen zeigen.
Vor einigen Tagen wurde für die sechsten Klassen der Oberschule Wagenfeld mit der Klassenlehrerin Maren Schmidt sowie den Klassenlehrern Mario Mando und Philipp Rest das Training mit Klaus Fritzensmeier durchgeführt. Auch die Schulsozialarbeiterin Vanessa Sandmann war bei dem Training im evangelischen Gemeindehaus mit dabei.
Der Trainer Klaus Fritzensmeier steht für Soziale Kompetenz, den Umgang mit Medien und Sucht, ist ein Polizeibeamter im Ruhestand und macht diese Aufklärung mit den Schülerinnen und Schülern schon seit acht Jahren. Dieses zweitägige Seminar stand unter dem Motto Spiel – Spaß – tieferer Sinn. Das nahmen die Schülerinnen und Schüler gerne an und machten bei den sinnhaftigen Spielen aufmerksam mit.
Klaus Fritzensmeier berichtete zunächst u.a. aus der Polizeiarbeit und zeigte den Jugendlichen ein beeindruckendes Video, in dem Christoph Rickels davon berichtet, wie er zusammengeschlagen wurde, wie sich sein Leben nach dem „Schlag“ verändert habe und wie er schließlich dem Täter verzeihen konnte. Die Fragen im Anschluss rissen nicht ab: „Wurde der Typ, der ihn schlug, bestraft?“, „Wie lange ging er ins Gefängnis?“, „Kann Christoph wieder arbeiten?“
Weiter ging es darum, ob und wie man brenzligen Situationen am besten umgehen und Gewalt vermeiden könne. Und warum ist es wichtig sei, Zivilcourage zu zeigen? Das vermittelte Klaus Fritzensmeier den drei sechsten Klassen der Oberschule Wagenfeld im Rahmen des Projekts „Wir sind stark“. Mithilfe von Rollenspielen, Videos und Diskussionen bereitete er die Jugendlichen auf Gefahren vor und gab ihnen Tipps an die Hand, wie sie den Gefahren aus dem Weg gehen können. Der pensionierte Polizist hat auf diesem Gebiet reichlich Erfahrung, denn er war während seiner letzten zehn Berufsjahre in der Kriminalprävention mit dem Schwerpunkt „Jugendliche” tätig und auch schon häufig an der Oberschule in Wagenfeld zu Gast. Inzwischen gibt er sein Wissen privat weiter.
Wie schnell Gewalt, auch wenn sie der Verteidigung diene, außer Kontrolle geraten könne, demonstrierte Fritzensmeier mit einem Rollenspiel. Sechstklässler spielten den Komplizen von Fritzensmeier und klauten einem Mitschüler ein Portemonnaie. Gedachter Ort war ein dunkler Parkplatz. Weil der Schüler kurz zuvor schon einmal beklaut worden war, trug er jetzt ein Messer (Holzstab) in der Jeans – und sticht zu. In den Bauch. Anschließend besprachen die Schülerinnen und Schüler und Klaus Fritzensmeier die Szene. „Die geklaute Geldbörse war vielleicht 50 Euro wert. Wenn das Messer die Bauchaorta getroffen hätte, sei der Mensch verblutet, bis er im Krankenhaus ist“, verdeutlicht der Trainer. Schnell wurde in der Diskussion klar, dass ein Messer keine gute Lösung ist.
Licht, Lärm und Leute seien die Stichworte, mit denen der Trainer den Jugendlichen riet, sich nicht allein an dunklen Orten aufzuhalten. „Schreit sehr laut bei Gefahr, besser noch, ihr seid in der Gruppe.“ Aber auch Schlagen sei eine Straftat und könne ein Leben nachhaltig zerstören. Fritzensmeier brachte es auf den Punkt: „Wer schlägt, verliert.“
In der Gewaltprävention bietet der Trainer überwiegend Spiele an, die zunächst sehr viel Spaß machen, aber auch zu wichtigen Erkenntnissen führen. Diese werden im Anschluss an die Spiele in Diskussionen erarbeitet. „So lernen die Schülerinnen und Schüler im Spiel, wie wichtig es ist, seine Meinung zu sagen und selbstbewusst und respektvoll etwaige Schwierigkeiten zu begegnen – ohne von den anderen dabei ausgelacht zu werden”, so das Abschlussresümee des Trainers Klaus Fritzensmeier.
Foto:Reinhard Kawemeyer